„Gracias“ – „Provecho“
Das Essen hier schmeckt sehr lecker, da Nilda eine sehr gute Köchin ist. Anders als von mir befürchtet, gibt es – zumindest in dieser Familie - sehr viel Gemüse und gar nicht so viel Fleisch. Am Anfang habe ich mich immer gewundert, aber jetzt weiss ich, warum einer dem Essen „Gracias“ sagt und die anderen mit „Provecho“ antworten. Man bedankt sich für die Tischgesellschaft, nicht fuer das Essen.
Ausserdem habe ich noch nie so gutes und grosses Obst gegessen wie hier. Auf den Maerkten kauft Nilda immer gleich einen ganzen Sack voll Orangen, Mandarinen, Blutorangen, Karambolas, Zitrusfruechten und Papayas und zu Hause gibt es dann zu jedem Essen einen frisch gepressten Saft, „Refresco“ genannt.
Obst auf einem Markt |
Hin und wieder vertrage ich das Essen nicht ganz so gut, aber mit Coca-Tee, der gegen alles hilft, ist es zum Glueck noch nie richtig schlimm gewesen.
Allerdings habe ich immer wieder Probleme mit meinen Augen und war wegen Bindehautentzündung auch schon beim Augenarzt. Er war sehr sympathisch und hat sich viel Zeit für mich genommen. Die Gründe für die Entzündung sind hauptsächlich der viele Dreck und Staub in der Stadt sowie der häufige Klimawechsel (Kälte, Hitze, Regen,..).
Hundeplage
Ich bin froh, gegen Tollwut geimpft zu sein, denn es gibt hier so viele, vor allem frei laufende, Hunde, dass es schon fast eine Plage ist. Auf jeden Haushalt kommen ca. 4 Hunde (auch wir haben 3 und eine Katze). Die Tiere haben aber oft vor allem eine Nutzfunktion. Hunde sollen Einbrecher fernhalten und Katzen die Ratten auffressen.
ein paar Straßenhunde |
„A l´esquina por favor“
In den Staedten hier gibt es mehr Taxis, Trufis und Microbusse als normale Autos (so empfinde ich es zumindest). Das Prinzip der öffentlichen Verkehrsmittel ist folgendes:
– • Sie haben entweder Buchstaben (A,B,C,D,...) oder Zahlen (3,6,.../103,106,212,265,...) und es befinden sich Schilder an der Scheibe, die angeben, in welche Strassen sie fahren.
– • Man hält sie durch Handheben an der Strasse an, steigt ein, fährt so lange man will und gibt dem Fahrer einen Festpreis von 1,7 Bolivianos (ca. 17ct), egal, ob man 1 Minute oder 1 Stunde faehrt.
– • Touristen haben es anfangs nicht leicht, denn es gibt weder einen Plan, noch feste Haltestellen. Man sagt einfach: „A l´esquina por favor“ oder „voy a bajar“ („An der Ecke möchte ich bitte aussteigen“).
Am Anfang fand ich es schwer und kompliziert, mich in Cochabamba zu orientieren, aber langsam weiß ich, welche Trufis und Microbusse ich nehmen muss, kenne die Hauptstrassen und finde problemlos den Weg durch den Markt zum Canarito.
Microbus in Cochabamba |
Armut, Kinder und Hilfsprojekte
Leider sehe ich hier jeden Tag auch sehr viel Armut und Leid und es faellt mir schwer, wegzuschauen, wenn ein kleines Kind, statt zu spielen, verdreckt neben seiner Mutter sitzen und auf Spenden hoffen muss.
Ich habe mir ein anderes Projekt für Frauen und Kinder in Cochabamba angeschaut, deren Lebensumstände etwas krasser sind als in meinem Projekt. Nahezu alle Muetter sind alleinerziehend und Prostituierte und geben ihre Kinder bzw. Babies morgens um 8 ab und holen sie abends um 8 wieder ab. Viele von ihnen leben auf der Strasse. Gleichzeitig gibt es daher auch ein Frauenprojekt, in dem die Frauen Schmuck, Karten und Stoffhandwerke selbst herstellen und verkaufen.
An einem Abend war ich mit ein paar anderen deutschen Freiwilligen auf einem Benefiz-Konzert des Projektes „Proyecto Horizonte – Uspha Uspha“, das mit dem Erlös des Eintritts unterstützt wird.
auf dem Benefizkonzert mit dem Gitarristen der Band |
Mir ist aufgefallen, dass ich in einer Stadt bzw. einem Land noch nie so viele Babies und Kleinkinder gesehen habe wie hier! Total viele Frauen laufen mit einem Baby im Tuch auf dem Ruecken oder in einer Tragetasche herum und stillen es beim Laufen, auf der Fahrt im Microbus oder im Trufi.
„Virgen de Urkupina“
Die Cochabambinos haben eigentlich immer einen Grund zu feiern und deswegen gibt es so gut wie jedes Wochenende ein Fest. An einem Samstag haben wir uns das Fest zu Ehren der Jungfrau Urkupina angeschaut, bei dem Männer, Frauen und Kinder in den aufwendigsten und buntesten Kostümen bolivianische und brasilianische Tänze getanzt haben.
Ausflug zum Cristo
Das Wahrzeichen von Cochabamba, den Cristo de la Concordia, habe ich mir natürlich auch schon angeschaut. Dazu muss man einen Berg hinaufsteigen und hat anschlißend einen tollen Blick über die ganze Stadt. Der Cristo von Cochabamba ist mit 45 Metern die größte Christus-Statue der Welt und man kann sogar im Gegensatz zum Cristo in Rio de Janeiro die Statue bis zu den Armen hochsteigen.
Robert und ich mit 2 anderen deutschen Freiwilligen |
Cristo de la Concordia |
Blick über Cochabamba |
Ich bin eine „gringa“ und werde hier immer eine bleiben
Mein Spanisch hat sich auf jeden Fall schon verbessert und ich merke, dass ich immer mehr verstehen und sprechen kann.
Ich merke außerdem immer, wenn ich durch die Stadt laufe, dass ich eine „gringa“ (abfaelliges Wort fuer „Weisse“) bin, da ich immer angestarrt werde. Das ist nicht unbedingt ein schoenes Gefühl und kann manchmal ganz schön nervig sein. Ich wurde allerdings auch schon sehr nett angesprochen und gefragt, wo ich herkomme und was ich hier mache.
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